Berufskraut
Mein Garten ist voll mit Berufkraut. Ich hatte gehofft, die überall verteilten Stauden unter den Bäumen seien was anderes, aber nee, da wird wohl eine größere Aktion fällig. Ob ich die ganze Wurzel rauskriegen werde, weiß ich nicht, aber die Teile werden sich auf jeden Fall nicht weiter verbreiten dürfen. Hab auch der Mahonie und dem Flieder diese Möglichkeit genommen. Und da muß ich sagen, wenn jetzt einer nicht gerade Wiki liest oder auch NaturaDB bemüht oder andere sinnvolle Webseiten, sondern „Mein Schöner Garten“ z.B., dann liest er auch gerne echt dümmliches Zeug, dann wird einem nämlich tatsächlich geraten, Berufkräuter stehenzulassen und in Smoothies einzusetzen. Smoothies, vor allen Dingen. Die Idiotie kennt keine Grenzen. Job abgeben und heimgehen, Garten bitte auch abgeben, Aufgabe komplett verfehlt. Wenn die einfachsten Dinge nicht mehr funktionieren… Vor allem, Leute, haut nicht permanent alles Grüne zusammen und wundert Euch dann über Leber- und Nierenschäden. Smoothies! The World is Your Pantry?! Sechs, setzen.
In der Firma gab es auch wieder eine Milieustudie. Ich kann und darf das nicht genau beschreiben, sonst wäre klar, wo ich arbeite. Wir tun sehr viel, um in die Presse zu kommen. Wir gehen neue Wege. Aber leider sind dann manche so sehr involviert (und als ich las, daß wir einen hohen Anteil von Workaholics in D haben, hatte ich ein Bild), daß auch sie ihr Assignment nicht ganz kapiert oder zum Teil vergessen haben.
Ich finde immer, wenn eben nicht alles glattläuft, wenn eine krank ist oder gar jemand geplant zur OP geht, da kann man erstens) die halbwegs gut erzogenen Menschen erkennen und zweitens) die, die auch ihren Job gut machen. Und beide Ergebnisse: eher meh.
Mein leuchtendes Beispiel ist immer mein Drache. Wie der seine Leute wahrnimmt, kennt, anspricht und abholt, wow. Das kostet aber Kraft, die sich andere lieber sparen (während sie sehr viel mehr als er verdienen, denn er macht das noch immer nicht offiziell oder gar laut Stellenbeschreibung).
Letztens hatte ich ein tolles Gespräch mit einer Dame vom Betriebsrat. Sie würde mich gerne vormerken für die nächste Wahlperiode. Ich glaube ja, ich würde arg zu knabbern haben, aber ich wäre nicht allein damit und meine Maus noch etwas älter. (Der Kündigungsschutz ist auch nicht zu verachten.) Ich bewundere diese Person vom BR sehr. Sie war mir immer aufgefallen auch in meinen Schulungen als sehr kommunikative und kritische Person. Ursprünglich sind wir oft angeeckt, aber irgendwann gab‘s mal ein sehr offenes Telefonat, seitdem duzen wir uns und ich bin froh, sie zu den besseren Kontakten in der Firma zählen zu können. Keine Ahnung, ob ich das mache. Ich bin sehr kritisch, weil ich schon so lange dabei bin und „andere Zeiten“ erlebt habe. Die Amis sollen bitte sich uns angleichen, Reddit ist voll von Geschichten, wo sie begreifen, wie schlecht sie behandelt werden. Wenn wir in D ganz langsam und schleichend amerikanische Verhältnisse schaffen, ist vielleicht eine gut zu unterdrückende Masse das Ergebnis, aber Kreativität und der Wille, mal was extra zu tun, werden immer mehr verschwinden.
Ich glaube leider auch nicht daran, daß mehr Frauen in den Firmenleitungen etwas ändern würden. Was ich als typisch weibliche Werte empfinde, kann sich im kapitalistischen System nicht durchsetzen. Es ist immer wieder zu beobachten. Diejenigen, die bei uns ganz oben mitmischen, sind doppelt hart und doppelt rücksichtslos. Wenige Ausnahmen gibt es, aber die bleiben in Nischen, sind nicht direkt ganz oben angesiedelt. Schon in den zentralen Fachbereichen wird mit harten Bandagen gekämpft. Und gerade verlieren wir bezüglich Motivation ganz den Fokus und sind alle noch mehr angstgesteuert. Oh Mann, ich schreibe es auf und merke - wie letztens etwas, was ich vom BR las, ich lebe in dem - wenn auch damals überzeichneten - Bild, das ich von der BRD gehabt habe als Kind.
Ich komme immer wieder neu in der Realität an, zumal ich immer noch meine Firma als Familie betrachte. Ab und an kriegst du was mit und denkst: huch, so kann sie also auch sein…
Ich bin jetzt erstmal für drei Wochen raus aus der Suppe. Bald ist die OP.
Mal sehen, wie es dann weitergeht und ob jemand was sagt. Mensch, ich bin 46. Authentizität ist mir das wichtigste. Egal, ob ich etwas falsch rübergebracht oder zu salopp formuliert hab oder zu viel preisgegeben - so bin ich eben und ich verstecke mich nicht. Vor allem, das Kuschen überall geht mir gehörig auf den Zeiger, genau wie das Vorpreschen der opportunistischen Leutchen.