Ich lese zur Zeit unter anderem wieder „Dan Sha Ri“, den Klassiker von Hideko Yamashita.
Ich merke, es muß was passieren. Wir haben noch immer nicht viel Zeug - nicht so viel wie andere - aber immer noch genug.
Und ich muß was tun, was Müllproduktion angeht. Viele Dinge, die ich als Single im Griff hatte, habe ich schleifenlassen als Ehefrau und Mutter. Die harten Zeiten, die hinter uns liegen, haben uns oft die einfachste Möglichkeit über die ökologischste wählen lassen.
Es gibt Dinge, die stehen außer Frage. Zum Beispiel Stofftaschentücher. Die tue ich mir nicht mehr an. Mir kommt es hoch, wenn ich daran denke. Manche Annehmlichkeiten der modernen Welt sind schon sinnvoll. Dank Manukahonig ist das Mädchen zwar nur noch selten krank, aber man muß ja nichts herausfordern...
Und es gibt auch anderes, wo ich vielleicht nicht dran drehen möchte, aus Gründen, die mich irgendwie aufwühlen, definieren oder mir wichtig sind. Monatshygiene ist z.B. so eine Sache, da gehe ich auf Nummer sicher.
Es gibt aber auf jeden Fall Verbesserungspotential im Haushalt. Was ist wie verpackt, wenn ich es kaufe, brauche ich es überhaupt usw. Gibt es Alternativen, die umweltfreundlich sind?
Der Drache zieht mit. Ich habe heute schon ein paar Dinge gefunden, die ich mit nachhaltigen Alternativen ersetzen kann.
Man muß vermutlich erstmal etwas Zeit und Energie investieren, danach kann man Ausgaben, Müllproduktion und Nachdenken sparen...
Unsere Wirtschaft ist ausgelegt auf Konsum und Konsumsteigerung. Und es geht nie um die Unwelt. Nie.
Du sollst glauben, daß Du dies oder jenes BRAUCHST, daß Dich der Besitz GLÜCKLICH machen wird, Du ATTRAKTIV erscheinen wirst, weil Du VERMITTELST, WER Du BIST.
Angeblich diktiert der Käufer das Angebot, aber so einfach ist das nicht, wenn die vorhandene Auswahl zu x Prozent am Bedarf vorbeigeht.
Seit Jahren sehe ich in der Fußgängerzone der City (die ich nur besuche, weil ich dort Termine habe) nur Dinge, die ich nicht brauche. Das einzige, was dort erstrebenswert ist, ist ein leckeres Essen. That‘s it.
Hier bin ich gerade auch in der Nähe von vielen Einkaufsmöglichkeiten. Aber heute kommt mir das alles so doof vor. Die Chinacontainerware kaufe ich nicht mehr, zumindest nicht gedankenlos im Vorübergehen. Sie ist nicht per se schlecht, z.B. wenn sie langlebig ist. Aber das Problem ist die Kombination billig+minderwertig. Da wird es dann einfach eklig.
Auf dem Hof ist es so schön: das Gemüse wird quasi „neben“ dem eigenen Zuhause erzeugt. Man schmeckt das, daß nichts transportiert, gekühlt oder gelagert werden mußte. Kein Zwischenhändler packt ein oder verdient. Es wird durch solidarische Landwirtschaft vor allem das in biologischer Art und Weise produziert, was der Kunde haben möchte. Ich finde das System grandios!
Ich fände es nicht gut, wenn jetzt nur noch jeder sein eigenes Reinigungsmittel, Pflegemittel, Shampoo usw. herstellte. Zero Waste, gut und schön, Hut ab, aber übertrieben, weil wieder extrem. Wir können schon Hersteller bevorzugen, die umweltverträgliche Inhaltsstoffe benutzen und gute Verpackungen. Außerdem werde ich öfter mal Verpackungen im Geschäft lassen (falls ich sie tatsächlich kaufen muß).
Dazu aber noch ein Gedanke: Wenn der Verbraucher regeln soll, daß Dinge nicht mehr in menschenunwürdigen Verhältnissen produziert werden, dann ist „der Staat“ fein raus! Es gibt Sachen, die regelt der Markt eben nicht! Du kannst beim Billigheimer oder bei der Edelmarke Klamotten kaufen. Daß sich die Arbeitsbedingungen der Näherinnen da signifikant unterscheiden, glaube ich nicht. Es hilft nur, tatsächliche Alternativen zu suchen - die sind leider selten im Einkaufszentrum oder dem Kaufhaus zu finden. Und: Es müssen strenge Gesetze her. Jeder, dessen IQ etwas höher ist als die Schuhgröße, weiß genau, wer in diesem Staat das Sagen hat und warum manche Dinge einfach nicht stattfinden. Unerträglich ist das!!!! Aber dann steigt man eben anders aus der Mühle und der Gehirnwäsche aus. Je mehr junge Leute auch schon entsprechend handeln, umso eher werden die alten Muster zerfallen.
Ich finde es nach wie vor nicht leicht, nachhaltig und fair produzierte Sachen zu finden, die mir gefallen, aber es wird von Jahr zu Jahr besser. Habe letztens wieder eine lange Liste von Onlineshops durchsucht. Ehe ich Schrott kaufe, kaufe ich lieber gar nichts. Ich hatte auch festgestellt, daß ich einiges aus dem Curated-Shopping-Experiment gar nicht anziehe und habe die Sachen bereits weiterverkauft.
Na ja, Schritt für Schritt, jede kleine Änderung in der richtigen Richtung zählt.
Was brauchen wir wirklich?
Für mich wird immer klarer: Egal, worum es sich dreht - Du brauchst die einfachste Lösung. Wenige, unverarbeitete Zutaten in einem Essen. Wenige Inhaltsstoffe oder vielleicht nur einen in Deiner Creme. Einen feuchten Lappen, kein Desinfektionsspray. Wasser trinken, kein Aromagedöns. Eine kleine, feine Garderobe, wo alles zu allem paßt. Wenige, gute Dinge in Deinem Zuhause, die Dir gefallen und die nicht gleich morgen wieder ersetzt werden müssen.
Mehr Zeit ohne einen Bildschirm...