Der frühe Vogel … ist mir ans Herz gewachsen.
Von Natur aus bin ich wohl eine Eule, ohne Verpflichtungen würde ich sicherlich erst spät abends ins Bett fallen und entsprechend spät aufstehen.
Seitdem die Maus auf der Welt ist, habe ich vielleicht ein einziges Mal länger als sie geschlafen. Sie ist leise, beschäftigt sich, wir könnten weiterschlafen. Aber ich bin hellwach in dem Moment, wo sie durch Haus läuft.
Früher habe ich Leute bedauert, die am Wochenende nicht ausschlafen können. Jetzt finde ich es ganz toll, morgens am Wochenende oder am Feiertag schon wach zu sein, wenn alle anderen noch schlafen.
Hier gibt es gerade ein lautes Konzert, die Vogelstimmen sind nicht zählbar. Aber es brüllt noch keiner seinen Hund an oder seine Frau, Autotüren und Kofferräume bleiben noch geschlossen, Bohrmaschinen aus und der Rasenmäher im Schuppen. Die Leute schlafen aus. Und ich bin ihnen dankbar dafür.
Ich möchte das Kindi auch nicht allein hier sitzen lassen. Ich kann schön durchlüften und in Ruhe Kaffee trinken, während die Tierchen Rabatz machen. Mittlerweile möchte ich gar keine Eule mehr sein. Ich muß ohnehin jeden Tag früh raus und gesünder ist es wohl, wenn jeder Tag annähernd gleich ist. Der frühe Vogel kriegt was gebacken und ist mir mittlerweile echt sympathisch.
Heute will der Drache auch mal „ausschlafen“, meistens schmeißen wir zwei ihn ja zum Frühstück aus den Federn. Ich weiß genau, wie das abläuft: Er steht zwei Stunden oder drei später als sonst auf, ist total gerädert, bedauert, daß wir schon gegessen haben, findet den ganzen Tag seine Form nicht und sagt dann: Ausschlafen wird überbewertet. Mark my words.
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Ich bin einerseits echt in Urlaubsstimmung, weil ich hier zum ersten Mal seit ewigen Zeiten mal eine Terrasse habe, die für „Urlaub auf Balkonien“ geeignet ist. Dieses Jahr fahren wir im Sommer auch nicht weg. Wir werden nur mal die Momme auf halber Strecke treffen und eine Städtetour machen.
Es beginnt aber schon die Angst an mir zu nagen, wie damals in den ersten Tagen der Krippeneingliederung oder nach dem Schuleingang… diese viszerale Trennungsangst. Mein Kind fährt für drei Tage mit der Klasse weg. Der Drache sagt: wenn Du dem Kind diese Erfahrung verbaust, dann kann es nicht lebensfähig werden.
Uff. Na klar, blockiere ich es nicht. (K. hatte das damals tatsächlich gemacht.) Ich werde mitspielen, aber ich werde leiden. Zum Glück haben wir Urlaub. Falls was ist, können wir sofort losdüsen.
Aber wie ich schlafen werde, in den nächsten Nächten, das frage ich mich. Ich werde meine kleine Frühaufsteherin so sehr vermissen. Habe diese ihre Eigenart früher verflucht, weil es wirklich immer so früh gewesen ist, halb sechs, um sechs. Heute war’s um sieben, das ist schon spät.
Der Drache schläft, Mausi hat sich Spiegeleier geordert. Der Tag geht so langsam los, die ersten Autos hört man jetzt wieder. Der Gesang im Garten hält an.