Sprachregelungen
In der Firma gab es neue Hiobsbotschaften. Wir werden wohl keine ruhigen Wochen mehr haben, solange wir dort arbeiten. Und wie lange das noch sein wird... es können Jahre sein, Jahrzehnte oder nur eine ganz kurze Zeit. Die offiziellen Stellungnahmen sind entweder ohne Substanz oder ganz optimistisch - beides ist nicht das, was man sich wünscht, wenn man eine Frage stellt. Was mich frustriert ist, daß die eigene Zukunft rein gar nichts mehr mit Leistung zu tun hat, es wäre tatsächlich eher Glück, wenn die Big Players entschieden, daß du und deinesgleichen hier noch Arbeit haben dürfen.
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Unser Nachname ist ja ein ganz spezieller. In Deutschland kannst Du die Menschen, die ihn tragen, an einer Hand abzählen. Entsprechend hübsch ist es immer, wie die Menschen ihn denn auszusprechen gedenken.
Am liebsten sind mir die, die etwas überlegen oder denen was auffällt und die dann einen Hauch Fremdsprache einfließen lassen. Das liebe ich. Am besten, wenn sie auch noch wissen, wer den Namen auch trug und wann sie von ihm das letzte Mal gehört haben. Es gab in der Firma einen Typen, der immer auf dem Gang schon meinen Namen rief... Es klang wunderbar. Auch mein aktueller Chef und mein Ex-Chef-Chef, mein Ex-Ex-Chef-Chef enttäusch(t)en da nicht.
Dann gibt es da noch die Leutchen, die Deutsch-Nachhilfe brauchen und meinen Namen verhunzen. Örgs, ich bitte Euch.
Die letzte Truppe hat im Unterricht zwar aufgepaßt, übertreibt es dann aber und dann hört sich unser Name wie der eines Maskottchens an. Es war tatsächlich der Spitzname des Kumpels einer Frau, mit der ich mal telefonierte (Krankenkassenmitarbeiterin o.ä.), die hat sich schlappgelacht - nachdem sie den Namen wie einen ausgelutschten Kaugummi ausgespuckt hatte.
Hier im Hotel ging es wieder schief. Fünfmal hat der Rezeptionist es versucht, nicht einmal war ich zufrieden. Hahaha... ich finde den Namen grandios. Der einzige, den ich nicht a la „Sweetfreedom xxy“ ausprobiert habe (ich war jung und blöd) - the one I ended up with. Herrlich.
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China Miéville: Habe jetzt „Embassytown“ in der Mache. Mir gefällt sehr gut, wie der Typ das hinkriegt, Gefühle herauszuarbeiten, Verhältnisse zwischen Figuren zu zeigen, Welten zu bauen (wow, wo bleiben die nächsten Verfilmungen?) - das alles in hochkomplexen, mit Fachbegriffen gespickten Sätzen. Da geht es um Alientechnologie, ihre Sprache, um den Aufbau der Welt. Das „Immer“ z.B. gab es schon IMMER, während auf seiner Grundlage drei Universen entstanden mit unterschiedlicher Lichtgeschwindigkeit. Personen, die eintauchen und sich im Immer bewegen können, ohne krank zu werden, heißen „Immersers“. Allein dieses Wort“spiel“ ist schon toll. Aber es gibt auch viele Wortschöpfingen, die du allein am Tonfall oder ihrer Stellung im Satz erkennst. Wie auch bei „The City & The City“ wachsen meine Bewunderung und Begeisterung mit jeder gelesenen Seite. Die Immerserin Avice fühlte sich zuerst gar nicht weiblich an, aber das hat sich geändert. Mittlerweile habe ich sogar das Gefühl, daß sie mir sympathisch ist und daß ich sie verstehe. Sie würde ich gerne treffen. Das ist etwas, was mir bei Buch-Protagonisten sehr selten passiert, es ist aber der Grund, warum man z.B. Fan wird und süchtig, nach einer TV-Serie oder eben ... ... *Trommelwirbel* ...
Murderbot. (Murderbot, I will always love U. Angeblich lieben ihn vor allem Introvertierte... kann sein. ;-)) Interessant auch, daß Murderbot ja kein Geschlecht hat und wir es ihm zuweisen (müssen, ES zu denken, kriege ich nicht hin.) Es gibt Menschen, für die ist Murderbot eine Sie. Für mich gab es nie eine Frage. Aufgrund seines Körperbaus ist er in meinen Augen männlich. Aber es ist eigentlich wurscht, da Murderbot selbst es nicht interessiert.
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Mein Kurs (privat organisiert) ist ausgefallen, sie haben zwei Tage vorher abgesagt. Mist. Hätte gerne noch etwas gelernt. Ich kann jeden englischen Text aufdröseln (C1), aber bei Conversation sieht es anders aus, bin einfach gehemmt.
Da ich keine Lust hatte, die Hotelstornogebühren für nix zu zahlen, bin ich jetzt doch hier und gehe mir heute eine tolle Ausstellung angucken. Natürlich (Melissa, it‘s worth it, I swear ;-)) muß ich zum besten Café dieser Stadt und mindestens ein Stück Torte mit Baiser oder Marzipan essen (oder beide... ich denke beide ☺️)
Der Mann mit dem tollen Nachnamen hat mir das alles „erlaubt“ und hat es möglichgemacht. Nicht nur sein Nachname ist wunderbar. ❤️