To Err
Dusts neuer Kurzfilm „To Err“ ist wundervoll.
Ich hatte mehrmals Tränen in den Augen. Endlich wieder was mit Story und Gefühl, sogar einem kleinen Twist. Das Filmchen hat den Drachen und mich arg beeindruckt. Fünf andere Menschen sehen das genauso, imdb zeigt zur Zeit 9,6 Punkte an…
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To err is human, to forgive divine.
Popes Spruch gefällt mir besser auf englisch als auf deutsch.
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Ich wurschtele mich so durch und bei allem versuche ich immer, mir nicht zu viel übelzunehmen. Alles hat Gründe. Und ich bin ein Mensch. Irgendwann in den letzten Jahren habe ich angefangen, mir fiese Gedanken oder z.B. Schadenfreude nicht mehr anzukreiden. Sie ist zutiefst menschlich. Man muß sich ja nicht unbedingt zuuu sehr damit befassen.
Reddit hilft mir. Ich finde vieles bei anderen in ihren Beiträgen, das mir auch zu schaffen macht: Rückzugstendenzen, Sozialphobie als Folge der Pandemie oder als Wechseljahrserscheinungen.
Die Achtsamkeitsübungen haben mir nicht gutgetan. Hätte auch selbst drauf kommen können… nach der Geschichte mit den Panikattacken und na ja, meinem Leben insgesamt, in dem ich NIE Meditation oder Achtsamkeit oder Stillsitzen dazu benutzen konnte, um ruhiger zu werden oder wilde Gedanken zu besänftigen.
Was immer geholfen hat, war gute Musik. Incognito haben mich gerade wieder sehr inspiriert. Ich werde mich nächste Woche wieder in Trance tanzen. Ich bin sehr oft im Wald gewesen, bis mal an einem bestimmten Tag zwei Typen hinter mir waren in einem ziemlich ruhigen Wald und ich Angst gekriegt habe - bin direkt umgedreht, denen entgegengelaufen und dann zur Seite weg, mit Handy am Ohr, „ja, bin gleich da“, kürzester Weg zu den nächsten Häusern… Ömm, das war leider ein Dämpfer und vorerst das Ende einer Serie von Xen auf meinem Kalender.
Aber ich habe gelernt: Laufen hilft mir, Gartenarbeit, Tanz.
Man kann ja jeden Tag wieder anfangen und kleine Verbesserungen anstreben und eben auch da mit sich nicht böse sein, wenn es zu heiß, zu feucht war oder frau Migräne kriegt und nix vom Plan abgehakt werden kann.
Mehr möchte ich nicht mehr erwarten von mir, als daß ich jeden Tag wieder anfange, mein Ding so gut wie möglich hinzukriegen.
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Lost habe ich nun nochmals angefangen. Beim letzten Rewatch war Schluß bei Entdeckung der Höhlen. Irgendwas hatte mich gestört. Dieses Mal (bin schon bei der S5, die ich besonders mag) sehe ich vor allem wieder die tolle Geschichte hinter allem. Die S5 stellt nicht mehr ständig Menschen einander gegenüber, die sich etwas Besonderes zu sagen haben (Lost hat dieses Konzept perfektioniert), aber viel Schönes findet sich wie Puzzleteile zusammen, vor allem für den, der die Auflösung bereits kennt. Es ist trotz aller Probleme bei der Erschaffung des Werks meisterlich geschrieben. Hier und da ein Hinweis, immer genau bemessen. Lost hat auch nie lange gefackelt - Fragen, die einem einfallen, stellen die cleveren Leutchen sofort auch selbst und es gibt Antworten.
From geht ja in D am 04.10. weiter, zum Glück. Sonst hätte ich mal zur Piratin werden müssen. Die paar Tage nach US-Start werde ich wohl aushalten. From hält sich sehr mit Antworten zurück, aber beide Werke haben ihre große Story gut im Griff, die kompliziert, berührend und voller moralischer Dilemmata ist.
Meine Lieblingsfigur in Lost war immer Desmond. Das hat sich nicht geändert. Er ist einfach ein guter Mensch. Das einzige, was mich nämlich heute stört an der Serie, ist die Menge an Schußwaffen, die da immer vorhanden ist und die daraus folgende Opferzahl. Im Bingewatching ist das dann fast unerträglich.
So… mal ein bißchen Precht vorlesen (sie mag es)… ist zwar leider keine Philosophie, aber schult auch das Sprachgefühl…