Unser wahres Gesicht
„Ad Vitam“ sorgt dafür, daß ich Netflix noch nicht untreu werde. (Queer Eye in Japan auch..)
Die französische Serie kann ich gucken, ein Wunder. Französische Werke sprechen mich oft nicht an, hier bin ich gefesselt.
In einer Welt, in der die Menschen „regeneriert“ werden können und nach ihrem dreißigsten Geburtstag nicht mehr altern müssen, ergeben sich ganz neue Fragen für das Leben.
Die aufgeworfenen Dilemmata sind sehr interessant. Man hätte hier sicherlich noch andere finden können, um das Bild noch runder zu machen. Man hätte auch noch etwas mehr die zu erwartende Überbevölkerung und ihre Folgen zeigen können (in weiten Teilen sind die Bilder eben nicht übervoll mit Menschen, sondern eher einsam und leer), aber was man uns hier zeigt, ist intelligent gemacht, in guten Dialogen und wunderschönen Bildern präsentiert.
Ich habe zuerst neun Punkte gegeben, weil ich merkte, daß mich die Chemie zwischen den Protagonisten so ansprach, jetzt nach der sechsten und letzten Folge gebe ich zehn Punkte.
Endlich mal wieder Qualität, was zum Nachdenken, eine Aussage. Das Ende hat mich ganz besonders beeindruckt, es soll den Zuschauer direkt anpiksen...
Also, dann hat man was zu denken. Was wünsche ich mir? (Ist das, was wir uns wünschen, tatsächlich erstrebenswert?) Was mache ich aus meinem Leben? Und auch (wenn auch in der Serie nur leise zu vernehmen) diese Frage: Was, wenn jemand nicht dem Mainstream folgen möchte? Man kann doch immer aus dem fahrenden Zug aussteigen, Odessa, nur muß man den Mut haben, die Konsequenzen zu tragen.
Mir machte gestern zu schaffen, wie weit unser Arbeitgeber doch ab und an Persönliches bestimmen möchte. Melde Dich hier an, mach dies mit, gib jene Daten preis. Inwieweit kann ich da mitgehen? Zumal es wieder nur eine Prestigegeschichte ist, nichts tatsächlich Sinnvolles.
Man hat zwar einen Datenschutzbeauftragten, aber keine Strategie. Wie immer. Man reagiert, indem man andere nachahmt. Man hat keine eigene Vision, keine ethischen Grundlagen. Es wird gemacht, was möglich und was trendy ist, nicht das, was nötig und sozialverträglich ist.
Leider bin und bleibe ich ich selbst.
Leider?